Unechte Unterlassungsdelikte
Begehung durch Unterlassung - Garantenstellung
Gesetzestext
Keine direkte Stelle vorhanden
Herrschende Lehre und Rechtsprechung
Viele Delikte können auch durch Unterlassen von Handlungen
begangen werden, wobei einem bestimmten Personenkreis, dem Garanten, eine besondere
Pflicht zukommt. Die Garantenstellung ist eine abgeleitete Rechtsfigur und beruht
u.a. auf § 2 StGB, auf §§ 44 und 90 ABGB bei Ehegatten, auf §§ 137 (2) und 182 (1) ABGB
bei Kindern und Adoptivkindern, sowie auf vertraglichen Pflichten und sogenanntem
"gefahrenbegründendem" Vorverhalten. Die Garantenstellung erwächst
jedoch nur aus einer Rechtspflicht, eine rein moralische oder sittliche Pflicht
genügt nicht.
Für diesen Personenkreis besteht eine erhöhte
"Erfolgsabwendungspflicht", d.h. sie sind als Garant noch mehr, als die
Allgemeinheit dazu verpflichtet, Schaden abzuwenden.
Nur im § 82 StGB – Aussetzung – wird ein unechtes
Unterlassungsdelikt direkt vertypt.
Meine Meinung
Der Garantenstellung kommt vor allem in Situationen Bedeutung zu,
in denen der Partner nicht oder nur eingeschränkt seinen Willen artikulieren kann.
Der Top, der den Bottom ja in diese "gefahrenbegründende" Lage bringt
(z.B. fesselt, in "Trance" versetzt ... ), hat eine erhöhte Verantwortung
für dessen Wohlergehen. Ein Beispiel: Top fesselt Bottom, als unverschiebbar
vereinbart gilt, daß Bottom mit niemand anderen, als dem Top spielen will. Top
läßt Bottom allein, ein Dritter spielt mit dem "Verwaisten" -
Top hat seine erhöhte Verantwortung verletzt und macht sich somit einer
Körperverletzung, womöglich sogar einer sexuellen Nötigung durch
Unterlassen schuldig.
Die Garantenstellung entsteht aus einer Rechtspflicht, die bei Eheleuten (und meiner
Meinung nach entgegen der derzeit herrschenden Lehre auch für Lebensgemeinschaften
aller Ausrichtungen) aus dem ABGB abzuleiten ist. Fingiert man für die
"Spielvereinbarung" einen Vertrag (der nach ABGB nicht einmal gültig
sein muß), so ergibt sich für die Spielpartner auch hier eine erhöhte
Sorgfaltspflicht.
Für das Spiel gilt grundsätzlich: Die Sorgfaltspflicht ist ein fixer
Bestandteil des safe sane consensual, das Strafrecht interpretiert diese Pflicht
als Garantenstellung und leitet daraus eine erhöhte Sorgfaltspflicht ab. Die
Verletzung dieser Pflicht kann in einer Straftat durch Unterlassung enden.
Betroffen von dieser erhöhten Sorgfaltspflicht sind auch Menschen, die covern,
d.h. versprechen, sich vom guten Ausgang eines Blind Dates zu vergewissern.
Wie bei den echten Unterlassungsdelikten hoffe ich auch hier einerseits auf die
Selbstverantwortung der Aktiven, andererseits auf die reinigende Wirkung der
Community.