Uniformen

Den folgenden Text habe ich im Zuge meines Seminars "BDSM und Recht" verfaßt. Er beschäftigt sich mit dem Thema „ Nazi – Uniformen und BDSM“. Abgesehen davon, daß die Uniformen in Österreich schlicht und einfach verboten sind, (siehe BDSM und Recht) sind sie für mich persönlich untragbar. Würde mir so was auf einer Party begegnen, ich würde erstens den Veranstalter informieren und zweitens sofort die Polizei rufen. Hier kann man nachlesen, warum …

PS: es gibt sehr wohl Uniformen, die ich mag, z.B. die schnuckelige weiße Uniform von Tommy Boy in „eine Frage der Ehre“, aber das ist eben die Uniform eines Anwaltes ….



Sämtliche Uniformen, die auch nur im entferntesten an die NS – Zeit und ihre Organisationen erinnern, haben im SM/Fetisch – Bereich nichts zu suchen. Punkt.

Oder, vielleicht doch etwas ausführlicher:
Ich verbinde mit SS - Uniformen einfach nur Grauen, Tot und Verzweiflung. Ich kann darin beim besten Willen nichts erotisches finden. Gerade die SS war als Orden auf die Vernichtung unwürdigen Lebens ausgerichtet, auf eine Ideologie, die sich durch grenzenlosen Haß und intelligente Dummheit auszeichnet. Die SS steht zusammen mit gewissen Gruppen der Wehrmacht und der SA für die industrielle Ausrottung von 10 Millionen Menschen. Mit diesen Symbolen zu spielen, nein, da kann man noch soviel an meine Toleranz apellieren, das fällt für mich unter die gleiche Kategorie der Unmöglichkeit, wie Kinder und Tiere.

Ich möchte in diesem Rahmen keine Diskussion über die SS oder die Freiwilligkeit der Teilnahme am Morden führen. Dazu habe ich zuviel gelesen, gesehen und mit Betroffenen gesprochen. Sicherlich, es gab grausame und noch grausamere SSler, und es wird auch ein paar geben, die nicht so viel Schuld auf sich geladen haben, aber das ändert nichts daran, daß diese Uniform für industriellen Massenmord steht, und genau darum geht es, um die Uniform, und das damit verbundene Grauen. Pardon, aber mir dreht es den Magen um, allein wenn ich an so eine Session nur denke.

Sicherlich, auch die spanische Inquisition hat tausende Frauen umgebracht, in Österreich sind sie zu hunderten verbrannt worden, aber das hatte nicht die industrielle Dimension, Millionen Menschen, Frauen und Kinder, Roma, Juden, Homosexuelle, in Viehwaggons zu zerren, sie an den Lagerrampen zu selektieren, sie zu Tode zu duschen.

Ich hab auch lange nachgedacht, ob mir die umgekehrte Variante, Dom = verfolgte Jüdin und Sub = SSler genauso viel Grauen bereiten würde, ehrlich gesagt, auch das hat meiner Meinung nach auf einer öffentlichen Session nichts zu suchen, wenn jemand so seine Vergangenheit verarbeiten will, dann soll es mir recht sein. Aber ich würde die Schläge und Demütigungen als Rache empfinden, und auch die hat in diesem Zusammenhang keine Berechtigung. Wir fangen gerade an, diese Zeit aufzuarbeiten, das sollte mit Verstand geschehen und nicht mit einer wie auch immer gearteten Verbindung zur Sexualität.

Vielleicht bin ich auch deswegen so empfindlich, weil mit diesem Massenmord so viele Menschen ausgerottet wurden, die ein Gesicht, einen Namen, eine Geschichte haben, Menschen, die niemand etwas zuleide taten, die gelebt, geliebt und sich gefreut haben, und die jeder auf seine Weise Österreich bereicherten. Das Wissen, das hier verloren gegangen ist, die Kreativität, die Lebensfreude, der Charme und Witz, der fehlte Wien nach dem zweiten Weltkrieg, und er fehlt im gewissen Sinn auch noch heute. Banal, die Österreichischen Nobel - Preisträger, sehr viele hatten jüdische Wurzeln. In gewisser Weise bin ich es diesen Menschen schuldig, egal ob Schriftsteller, oder einfacher Arbeiterin, jedem Kind bin ich es schuldig, daß diese Uniformen und damit die Gesinnung ausgerottet werden. Und deshalb kann ich sie auch nicht in unserem Bereich tolerieren!

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